Und plötzlich war alles anders

 Ich lief also, bei jedem Wetter, in anderen Klimazonen, immer die Laufschuhe im Gepäck. Nicht besonders schnell, aber ich war ehrgeizig und irgendwann sah ich mich nach Laufevents um. Ich lief Volksläufe, Stadtläufe, lernte nette Leute kennen, mit meinem Team lief ich den Firmenlauf, da waren wir übrigens nicht mal schlecht, plazierten uns in der ersten Hälfte. 

Mein großer Traum war einmal ein Marathon, aber da ich auch Realist bin, war das halt immer nur mein Traum und mein Spruch dazu: "Den Marathon lauf ich im nächsten Leben, da fang ich eher an". 

Mein Vorsatz für 2022 war aber an einem 10K teilzunehmen und ich begann gezielt, mich darauf vorzubereiten. 

Ja, und dann kam der 28.12.21. Es war traumhaftes Wetter, die Sonne schien, Temperaturen kurz unter Null, ideales Läuferwetter. In der Nacht hatte es leicht geschneit, die Landschaft sah wie verzaubert aus. Also Laufschuhe an und zum See, ein paar Kilometer noch zur Jahresbilanz dazu laufen. 







Ich hatte mir 4 bis 5 Runden vorgenommen, 2 hatte ich schon geschafft, da passierte es, ein Sturz auf einem ganz kleinen Stück vereisten Weges, war nicht zu sehen, weil es ja geschneit hatte. Erst mal nicht so schlimm, aufstehen, Krone richten und weiterlaufen,  Adrenalin pur.

Anfangs dachte ich immernoch, wird wieder, bin sogar noch zwei-, dreimal im neuen Jahr gelaufen, zuletzt am 12. Januar. Ich habe noch eine neue Strecke getestet, dabei habe ich dann gemerkt, es wird nicht besser - ES GEHT NICHT MEHR. 

Die Schmerzen wurden schlimmer, es folgten schlaflose Nächte, Orthopäde,  Physiotherapie, MRT, Uni-Klinik.... und im Mai 2022 stand fest: die Hüfte ist kaputt, nicht mehr zu retten, muss durch ein Kunstgelenk ersetzt werden. Ein paar Wochen habe ich schon gebraucht,  mich damit abzufinden, zu akzeptieren und mich zur OP durchzuringen. Letztendlich haben mir die fortwährenden Schmerzen, der ständige hohe Schmerzmittelverbrauch und eine rasante Verschlimmerung im Röntgenbild die Entscheidung leichter gemacht und am 26.07.22 bekam ich eine neues Hüftgelenk.

Ja, die Ärzte haben mir versprochen, mit der neuen Hüfte wäre wieder moderates Jogging möglich. Und ja, ich wäre noch jung genug und sportlich dazu, dass ein relativ schneller Wiedereinstieg möglich wäre. 

Aber: moderat und Ehrgeiz sind für mich Worte, die nicht zusammen passen. Moderat hört dort auf, wo der Ehrgeiz anfängt. Und ich will nicht "ein bisschen" laufen, ich will mit Herzblut dabei sein. Deshalb  habe ich mich entschieden, das Laufen als wunderschöne Erinnerung hinter mir zu lassen und die Situation als Chance zu sehen, noch einmal etwas Neues anzufangen. Und wenn ich so in mich hinein horche, bin ich mit meiner Entscheidung zufrieden. 

Kommentare